Kampfsport Pegnitz

Geschichte

Wissenswertes über den Kampfsport Capoeira und der Grupo Cativeiro Capoeira
Was ist Capoeira und woher kommt es?

Capoeira: Kampf, Sport, Tanz, Akrobatik, Spiel, Spaß; diese Umschreibungen wählt ein Capoeira-Meister, wenn er von seinem brasilianischen Kampfsport spricht. Wer beim Capoeira zuschaut, begreift schnell, warum diese ungewöhnliche Sportart einer so vielfältigen Beschreibung bedarf.
Capoeira ist eine Mischung aus Kampfsport und rhythmischer Bewegung, die vor etwa 400 Jahren auf den Zuckerrohrplantagen Bahias von schwarzen Sklaven als Ausdruck des Widerstandes und zur Verteidigung entwickelt wurde. Den Ursprung des Capoeira führt man auf die „Mucope" zurück, einen „Kriegstanz", der in Angola bei Fruchtbarkeitsriten von den jungen Männern aufgeführt wurde.
Die drei Hauptelemente des Capoeira sind Kampftechniken, Musik (Chula) und rhythmische Bewegung. Zum Rhythmus von Berimbau (einem afrikanischen Bogeninstrument), Konga -Trommeln und Schellentamburin bewegen sich jeweils zwei Capoeiristas in der „Ginga". Beide Kämpfer sind in ständiger Bewegung. Der Gegner wird nicht erfasst. Die Ginga ist ein Wiegeschritt (zugleich Kampfrhythmus!), der zum Rhythmus der Musik ausgeführt wird. Jeder Capoeirista hat seinen eigenen Rhythmus. Aus dieser Ginga werden Kampftechniken und akrobatische Bewegungen ausgeführt, wobei kaum zu unterscheiden ist, ob es sich um Tanzen oder Kämpfen handelt. Capoeira wird locker und leicht ausgeführt, ist aber als Kampfpraktik dennoch sehr effektiv.
Die Bewegungen werden in den „Sequentia Basica“ und im „Jogo", einem kontrollierten Übungskampf  erlernt. Die Angriffstechniken haben so fantasievolle Namen wie „Rabo de Arraia" (Rochenschwanz) oder „Martelo" (Hammer) und werden durch Verteidigungstechniken wie „Negativa" (die erste Technik, die man in einer Capoeira-Schule erlernt) und „Resistencia" ergänzt. Da den Sklaven nach der Arbeit auf den Feldern oft die Hände zusammengekettet wurden, trainierten sie zu Verteidigungszwecken insbesondere ihre Beine. Daher blieb Capoeira bis heute vor allem auf die Beine konzentriert, obwohl in der jahrhundertelangen Entwicklung dieses „Kampftanzes" auch viele Handtechniken hinzukamen.
Die Capoeirista tragen Weiße Hosen und weiße, kurzärmelige Hemden. Die Graduierung der Capoeirista lässt sich an der Farbe einer Kordel ablesen, die um den Bauch gebunden wird. Sie symbolisiert die Ketten, die ehemals die Sklaven trugen.

Für Wettkämpfe wird ein Feld benötigt, in dem sich der eigentliche Kampfring (Roda) befindet. In den 3 m großen Kreis eintreten, bedeutet den Kampf aufnehmen. Mit atemberaubender Geschwindigkeit wirbeln die Tänzer (bzw. Kämpfer) um die eigene Achse und schnellen sich mit den Händen auf dem Boden abstützend ihre Füße zu Kopf, Rumpf oder den Beinen des Partners. Blitzschnelle Angriffsbewegungen, Ausweichmanöver und Gegenangriffe wechseln einander ab. Die Kämpfer geraten in eine Art Trance und sind in ständiger Bewegung. Ein Kampf dauert zwei Minuten. Wenn ein Kämpfer den anderen dreimal zu Boden bringt oder ihn aus dem Kreis drängt, hat er den Kampf gewonnen k.o. ist erlaubt! Auch ein Sieg durch Schiedsrichter-Wertung ist möglich.

Die zuschauenden Capoeiristas begleiten den Rhythmus der Instrumente durch Händeklatschen und singen die alten Lieder der Schwarzen, die von der schweren Arbeit auf den Plantagen, dem Kampf gegen die Unterdrückung oder von „Zumbi" (einem König der Sklaven) erzählen.

Der älteste Stil „Capoeira de Angola" zeichnet sich durch tiefe Bewegungen am Boden aus. Daraus hat sich später ein neuer Stil, „Capoeira Regional" entwickelt. Neben diesen großen Stilrichtungen existieren noch viele weitere Schulen in Brasilien.

Rio de Janeiro, Salvator de Bahia und Recife wurden zu Zentren des Capoeira und konkurrieren bei den jährlichen Meisterschaften. Capoeira ist nicht nur Sport und Spiel, sondern ein Bestandteil brasilianischer Kultur und insbesondere für die farbige Bevölkerung von großer Bedeutung. Inzwischen findet Capoeira aber auch wachsendes Interesse in der weißen Bevölkerung Brasiliens. Er wird nicht mehr ausschließlich in den „morros" (den Elendsvierteln der Großstädte) betrieben, sondern auch in den besseren Vierteln. Selbst außerhalb Brasiliens (insbesondere in den USA) findet Capoeira zunehmend Anhänger, wobei er teilweise noch mit anderen Kampfsportarten wie Karate oder Taekwondo (aus denen vor allem Hand- und Fausttechniken entlehnt werden) kombiniert wird.
In Pegnitz erlernen wir diese faszinierende Sportart von „Monitore Pirata“ als „Grupo Cativeiro Capoeira Pegnitz“. Unterrichtet werden Kinder und Erwachsene.

Welche Gürtel (Corda) gibt es in der Capoeira?

Viele Capoeira Gruppen haben unterschiedliche Gürtelsysteme, die sich oft in der Farbe der Corda unterscheiden.
Trotz der Unterschiede erkennen geübte Capoeristas, ob der Gegenüber ein erfahrener Capoerista ist oder nicht.
Die Cordas der Grupo Cativeiro Capoeira beziehen sich auf die verschiedenen Götter (Orishas) vergangener Zeiten und werden in unserem Corda-System kurz beschrieben.

Ein Capoerista erlangt seine Corda, indem er bei verschieden, Workshops und Veranstaltungen teilnimmt, wo er immer mehr Erfahrung sammelt.
Bei der ersten Prüfung, der sogenannten Batizado (Taufe) erhält der neue Capoeirista seinen Capoeira-Namen (Kriegsnamen), der sich aus seinem Carakter und seiner Art Capoeira zu spielen ergibt. So ist es keine Ausnahme, dass es Namen wie Tigre (Tiger) oder Coruja (Eule) gibt.
Der Capoeira Name wird immer von einem Meister oder Lehrer vergeben und ist auch immer ein großes Event. Gerade für Kinder ist die Batizado ein aufregendes und wichtiges Ereignis.

1. Corda Verde (grün)
Oxóssi ist der archaische Jäger. Er jagt mit Pfeil und Bogen und trifft immer ins Schwarze. Er ist lebendig, beweglich, klug, bescheiden und aufrichtig.
2. Corda Marrom (braun)
Iansã ist die Herrin der Winde und Stürme. Sie ist mutig und hat ein starkes, unabhängiges Temperament.
3. Corda Amarello (gelb)
Oxum ist die Göttin der Flüsse, Wasserfälle und Seen, der Schönheit, der Liebe und des Reichtums. Obwohl sie als die Sanftmütigste gilt, ist sie die Anführerin unter allen weiblichen Gottheiten.
4. Corda Verde Amarello (grün, gelb)
Logum Edé ist der Sohn von Oxum und Oxóssi und gilt als eine Mischung aus beiden, aus Wasser und Erde, aus Schönheit und Kampf. Er gilt gleichermaßen als Beschützer der Fischer und Jäger.
5. Corda Roxu (lila)
Omolu ist der Orisha der Seuchen und Epidemien, anderer ansteckender Krankheiten und des ausweglosen Leidens. Er ist der Zorn und die Hitze der Erde, über die ein krankmachender Wind weht.
6. Corda Verde Branco (grün, weiß)
Ossain ist der Schutzpatron der Gesundheit und ist einer der klügsten Orisha, die es gibt, die alles Wissen darüber besitzt, wie jede bestehende Pflanze zu manipulieren ist.
7. Corda Azul (blau)
Ogún ist der Orisha- Schmied , Herr des Eisens, Krieg, Landwirtschaft und Technologie. Er schmiedete seine Werkzeuge für die Jagd, für die Landwirtschaft und für den Krieg selbst. 
8. Corda Vermelho Branco (rot, weiß)
Xangô ist wohl der populärste Orisha. Er ist himmlischer Vater, Donnergott und Ahne der Yoruba.
9. Corda Azul Branco (blau, weiß)
Oxaguian ist ein junger Krieger und wird als Sohn von Oxalufãn ernannt, der als alter Aspekt von Oxalá angesehen wird. Oxaguian, "der junge Mann", trägt sein Schwert voller Kraft und Adel.
10. Corda Branco Bronze (weiß, bronze)
Obatalá ist die große Schöpfergottheit, der die Menschen aus Lehm oder aus Metall geschaffen hat. Er ist der Gott des Friedens, der Gnade, der Reinheit und der Weisheit.
11. Corda Branco Prata (weiß, silber)
Oxalá ist der Orisha, der mit der Erschaffung der Welt und der menschlichen Spezies verbunden ist. Oxalá und seine Symbole sind ein Idá (Schwert), ein Pylon aus weißem Metall und ein Schild.
12. Corda Branco Ouro (weiß, gold)
Oxalufan ist der sehr alte Oxalá. Er stützt seine schwankenden Schritte über einen Paxorô einen großen weißen Metallstab. Als Orisha des Friedens , der Geduld betrachtet , ist alles, was sich auf den Oxalá bezieht, mit Ruhe und Stille verbunden und aus Respekt vor seinem ältesten Vater tragen alle Heiligen an diesem Tag Weiß. Sein Tanz ist langsam wie Igbins Schritt.
Welche Instrumente gibt es?
Die Instrumente spielen in der Capoeira eine wichtige Rolle, sie dienen der Verständigung.
Wann genau sie Teil der Capoeira wurden, ist nicht bekannt, aber der ursprüngliche Zweck war es, die Sklavenherren und Polizei zu täuschen. Die Sklaven ließen diese Glauben, dass sie nur singen und tanzen, während sie in Wirklichkeit Tritte übten, um sich zu verteidigen.
Die Musik bestimmt außerdem den Rhythmus und die Art des Spiels, welches in der Capoeira-Roda gespielt wird.


Pandeiro
Das Pandeiro kommt ursprünglich aus Ostafrika, es ist eine Art Tamburin. Der Kopf des Pandeiros  kann aus Leder, Schlangenleder oder Kunststoff hergestellt werden. Capoeira, Samba, Reggae und viele andere Formen der brasilianischen Musik nutzen dieses Instrument.
Atabaque
Die Atabaque ist eine große Handtrommel. Der Körper ist in der Regel vom Jacaranda-Holz, der Kopf wird um den Körper mit Seilen befestigt, das Fell ist aus Kalbsleder oder Ziegenleder gefertigt. Die Atabaque hält den Takt und sichert das Tempo des Rhythmus, der in der Roda gespielt wird. Es gibt drei Größen von diesem Instrument: Rum (der höchste mit dem niedrigsten Ton), Rum-pi (mittlere Größe und mittlerer Ton) und Le (kürzeste mit dem höchsten Ton). Mehrere Atabaques werden in Maculelê und Candomblé Zeremonien verwendet, aber auch in der Roda der Capoeira Angola.
Berimbau
Die Berimbau wurde im 1500 Jahrhundert von Bantu Sklaven aus Afrika nach Brasilien gebracht.
Sie begleitet den berühmten Kampftanz namens Capoeira (eine Art von Kampfkunst) bei der zwei Kämpfer trainieren, während die Berimbau, dass Pandeiro, dass Agogo und die Atabaque den Rhythmus der Capoeira spielten.
Es gibt 3 verschiedene Größen Viola, Media und Kunga die sich vom Klang unterscheiden.

Die Berimbau war auch ein Mittel der Kommunikation und leitete die Roda (Kreis), sie gilt als ein heiliges Instrument der Sklaven.

Agogo
Das Agogo ist ein afrikanisches Musikinstrument, dessen Name "Glocke" bedeutet. Es besteht aus zwei Hohleisenzapfen, die mit einem Stock geschlagen werden. Die Glocken sind in der Regel abgestimmt und ein Viertel oder ein Fünftel auseinander. Das Agogo wird auch in Candomblé verwendet.
Reco-reco
Das Reco-reco ist ein Abschnitt des Bambus, an deren Seite Kerben eingeschnitzt sind. Es wird durch Reiben eines Stocks (hin und her über den Rillen) gespielt. Das Reco-reco so wird angenommen, stammt von den indianischen Völkern Brasiliens. Es wird auch beim Samba und Reggae eingesetzt.
Wer ist unser Capoeira Meister?
Mestre Sorrisso, Grupo Cativeiro Nürnberg, trainierte die Grupo in Pegnitz bis 2014.

Lebenslauf
Name:
Vicente de Paula Mendes

Beruf:
Capoeira-Meister seit 2000 in der Gruppe Cativeiro.
Als Meister anerkannt von vielen, ebenfalls Meistern, in und außerhalb Brasiliens. Sitzt mit im internationalen Verband für Capoeira als beratendes Mitglied aller Meister, die sich in dieser Vereinigung organisieren wollen.

Geburtsort:
IGACABA (Inland von Sao Paulo)
Besuchte Capoeira Schulen:
Ribeirao Preto (SP)
Academia (OXUMARE)
Salvador da Bahia (BA)
Mercado Modelo und
Academia de Mestre Bimba
Academia de Mestre Joao P.
Escolas Culturais da Bahia

Teilnahme an Schow´s und Wokshops:
In Brasilien und der Europäischen Union und auf der ganzen Welt

Lehraufträge:
Seit 1991 in Deutschland aber auch in anderen europäischen Ländern

Seine Philosophie:
Für Mestre Paulo Mendes ist Capoeira nicht nur eine Lebensphilosophie und eine kulturelle Bewegung, sondern auch Hilfe auf der Suche nach seinem eigenen Ursprung.
Die Capoeira wurde von den Schwarzen erfunden, um ihre Freiheit zu verteidigen. Nichts wurde niedergeschrieben, trotzdem verfügt die Capoeira über sehr gut definierte Regeln, die mündlich von Capoeirista zu Capoeirista weitergegeben wurden. Nichts darf in die Capoeira hineinerfunden werden, denn sie ist Praxis und kein theoretisches Prinzip, in dem nur die technische Vervollkommnung oder Entwicklung erreicht werden kann.
Ein Capoeirista muss ehrlich, schlau und ausweichfähig sein, immer in dem Bewusstsein, dass es in der Capoeira keine direkte Konfrontation und keinen Zusammenstoß von Kraft gegen Kraft gibt. Die Qualitäten eines Capoeiristas müssen sein: Agilität, Geschicklichkeit und Flexibilität, um mit der gleichen Geschwindigkeit schlagen und sich verteidigen zu können.
Außerhalb der Roda solltest Du Deine Freiheit in allen Bereichen verteidigen, aufrichtig zu Dir selbst und anderen gegenüber sein und Respekt sowohl gegenüber dem Schwachen als auch gegenüber dem Starken zeigen. Dies soll die Orientierung im Leben sein.
Quelle: (www.cativeiro.de)

Was ist Maculéle und woher kommt es?

Maculele ist ein Choreografierter Tanz/Kampf, der mit Holzstöcken oder Macheten getanzt wird. Wie die Capoeira sehr ästhetisch, aber mit afrikanischem Ursprung. Maculele wurde wahrscheinlich von der afrikanischen Küste von den ersten Sklaven, die in Santa Amaro – BA ankamen, mitgebracht. Diese Festlichkeiten spielten sich meist während der Feste zu Nossa Senhora da Conceicao und am 2. Februar ab. Sein berühmtester Verbreiter war Mestre Popó (Paulino Alnisio Andrade).
Mestre Popó wird als der Vater des Maculele in Brasilien angesehen. Er war der große Kenner und Verbreiter dieses Spiels, mit ihm gewann Maculele ein neues Gesicht, eine indiskutable Sache, bei der schlechten Kritik die ihm anhing, aber er konnte sein Wesen und seine Struktur aufrechterhalten.

In Bahia, wie im ganzen Land ist es die ständige Präsenz Afrikas, die die Wurzeln im Kern des Bahianischen Geistes stützen, was von der ständigen Ankunft der Sklavenkontingente herführen dürfte, die aus verschiedenen Teilen dieses Kontinents stammten. Es waren die unterschiedlichsten Stämme, die dort ankamen: Maqui, Cabinda, Mendobe, Gege, Benim, Tapa, Angola, Nago, Male, Banto, Mocambiqaner… Sie brachten Ihren Glauben und Ihre Traditionen mit und verwandelten die Sklaverei in ein Exil, in einer neuen Heimat. Ein neues Ziel und ein neuer Beitrag für unser Blut und für unsere Angewohnheiten um unser Volk und unsere Nation zu bilden.

Das kulturelle Erbe Afrikas, das genau wie die anderen schändlicherweise durch den Sklavenhandel im ganzen Land eingeführt wurde, verewigt sich im akuten Gefühl der Vorherrschaft in unserem Leben und im Rhythmus der Anschauungswerte und im Leben der Traditionen im Vorrang der Emotionen. “Die schwarze Emotion”, zeigt der bemerkenswerte Staatsmann und Poet aus Senegal – Leopold Senhor, in den Quellen der Grundwerte und dem Glauben, die das gemeinsame Erbe der Bewohner Bahias und alten Brasilianer enthält.
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